[Weitere Ausgaben]
[Zur Suche über alle bisherigen Ausgaben]
[Überblick über sonstige Veröffentlichungen
zum Datenschutz] [Abkürzungen der ausgewerteten
Tageszeitungen]
*
"Ärzte müssen Diagnosen weiterleiten
Bundesverfassungsgericht billigt Pflicht zur Verschlüsselung
... Ärzte müssen den Kassenärztlichen Vereinigungen
ihre Diagnosen in verschlüsselter Form mitteilen. ... Der Eingriff
in die ärztliche Berufsfreiheit sei gerechtfertigt, weil die angegriffene
Vorschrift im Fünften Buch des Sozialgesetzbuches 'der Sicherung der
finanziellen Stabilität der gesetzlichen Krankenversicherung' diene.
Angesichts dieser 'Gemeinwohlaufgabe von hohem Rang' sei die Regelung verhältnismäßig
(Beschluss vom 10. April; Aktenzeichen 1 BvR 422/00). Ärzteverbände
hatten die Pflicht zur Verwendung des Diagnoseschlüssels 'ICD 10'
massiv kritisiert, weil sie zum 'gläsernen Patienten' führe.
Der Beschwerdeführer - ein Internist - hatte nun seinerseits in Karlsruhe
vor dem 'gläsernen Arzt' gewarnt. ... Die drei Richter der zuständigen
Kammer wiesen darauf hin, dass die nunmehr eingeführte maschinenlesbare
Erfassung der Diagnose 'qualitativ andere' Kontrollmöglichkeiten eröffne
als die bisher durch Stichproben überprüfte Übermittlung
von Daten in Klarschrift. 'Die ärztliche Kontrollgremien sind nicht
mehr auf wenige Stichproben und Zufallsfunde angewiesen'. Das Vertrauensverhältnis
des Patienten zum behandelnden Arzt werde aber 'durch eine gewisse Vergröberung
in der Diagnosestellung' gegenüber der kassenärztlichen Vereinigung
nicht erkennbar gefährdet. Über den Schutz von Sozialdaten der
Patienten hatten die Richter des Bundesverfassunggerichts nach ihren Angaben
nicht zu befinden, da die Abrechnungen 'arztbezogen' erfolgten." FAZ
18.4.00 S. 4
"Der 'Gläserne Arzt' ist zulässig
... Dies entschied das Bundesverfassungsgericht jetzt und lehnte
die Klage eines Internisten gegen den computerlesbaren Diagnoseschlüssel
ICD-10 ab. Dieses Abrechnungssystem war für alle Kassenärzte
zum Jahreswechsel eingeführt worden. ... Der Arzt wandte sich in seiner
Verfassungsbeschwerde gegen dieses Gesetz, weil die ärztliche Berufstätigkeit
jetzt 'vollständig kontrollierbar' werde." BlnZtg 18.4.00 S.
7
*
"Streit in Gauck-Behörde um Umgang mit Stasi-Akten
Auch in der Gauck-Behörde gibt es nach Darstellung ihres
Mitarbeiters Erhardt Neubert Streit über den Umgang mit den Stasi-Akten
von Alt-Kanzler Helmut Kohl (CDU). Der in die CDU gewechselte frühere
DDR-Bürgerrechtler sagte, es bestünden zwischen ihm und seinem
Chef Joachim Gauck 'Unterschiede in der Rechtsauffassung'." HB 18.4.00
S. 4
"Die Grünen wollen Protokolle der Stasi im
Ausschuss zulassen
... In einem Beschluss lehnte der Bundesvorstand eine Revision
des 'außerordentlich bewährten Stasi-Unterlagengesetzes' ab;
auch 'Extrainterpretationen' für 'Politiker West' kämen nicht
in Betracht. In den bisherigen Verfahren sei die Privatsphäre betroffener
Personen immer gewahrt geblieben. Bündnis 90/Die Grünen unterstützten
deshalb die Position des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen,
Gauck." FAZ 18.4.00 S. 1
*
"Dies ist ein Handelskrieg
Das Patentrecht auf Gene wird missbraucht - aber nicht von uns,
sondern von anderen / Ein Gespräch mit J. Craig Venter ... Den
Eintritt in ein biotechnisches Zeitalter, in dem der Mensch nicht nur Akteur,
sondern selbst Gegenstand von Manipulationen werden könnte, hätte
niemand besser inszenieren können als J. Craig Venter. Der amerikanische
Genforscher und Präsident der Firma Celera Genomics hatte vor dem
Energieausschuss des amerikanischen Kongresses die Entzifferung des ersten
menschlichen Genoms bekannt gegeben." FAZ 18.4.00 S. 51
"'Es gibt keine gesunde genetische Ausstattung'
Jeder Mensch trägt Anlagen für Erbleiden im Genom - Nicht
allein die Gene bestimmen Ausbruch von Krankheiten"
WELT 18.4.00 S. 35
*
"GMD entwickelte Plattform für mehr Sicherheit
im Internet
Der Kunde soll Herr über seine persönlichen Daten bleiben
... Forscher am GMD-Institut für Sichere Telekooperation
(SIT) entwickeln im Projekt DASIT (Datenschutz in Telediensten) eine Software,
mit dessen Hilfe die Nutzer selbst kontrollieren können, was im Netz
mit ihren persönlichen Daten geschieht. Anders als bei herkömmlichen
Einkaufsmöglichkeiten im Web, kann der Nutzer mit DASIT die Daten
einsehen, die bei einer Transaktion über ihn gespeichert werden. Zudem
bietet DASIT die Möglichkeit, anonym einzukaufen: Der Verkäufer
kennt die Identität des Käufers nicht, sondern nur eine Codenummer,
die von dessen Bank stammt. Die Bank wiederum weiß nicht, was eingekauft
wurde, sondern erfährt nur die Höhe der Rechnung und die Bankverbindung."
HB 18.4.00 S. 29
*
RSA rüstet auf
Mehr Zahlen für mehr Sicherheit ... Ein mathematischer
Trick soll das weit verbreitete Verschlüsselungsverfahren RSA deutlich
schneller und sicherer machen. ... Bei dem neuen Verfahren namens 'Multi
Prime' werden die RSA-Schlüssel durch die Multiplikation von bis zu
sieben kurzen Primzahlen erzeugt. Bislang wurden stets zwei lange Zahlen
verwendet. Die neue Technik spart Rechenkraft." SZ 18.4.00 S. VS/13
LOKALES
Berlin
"Berlin jetzt im Fahndungs-Netz
Neue Daten-Abteilung der Kriminalpolizei erstellt, sammelt und vergleicht
Profile von Serientätern ... Unter Federführung des bisherigen
Leiters der 5. Mordkommission erstellt die neue Abteilung der Kriminalpolizei
anhand eines Computer-Programms Täter-Profile bei ungeklärten
Verbrechen. Zusammen mit seinen Mitarbeitern wird H. ungeklärte Fälle
- zumeist Sexualverbrechen - sammeln, auswerten und in ein Computer-Netz
stellen. Jede andere Länderpolizei erhält Zugriff auf diese Datei.
Umgekehrt können die Berliner Ermittler die Datenbänke der anderen
Länder nutzen. Die Federführung des Projekts liegt beim Bundeskriminalamt
(BKA). Mittelfristig soll auch eine europaweite Vernetzung stattfinden.
... Zukünftig soll jedes sexuell motivierte Verbrechen, jede Erpressung
oder Entführung Eingang in das Programm erhalten. Danach sucht der
Computer nach Ähnlichkeiten in den verschiedenen Fällen. Die
Beamten der neuen Berliner Abteilung widmen sich dann möglichen Serien
und untersuchen sie genauer. Am Ende steht im günstigsten Fall ein
Profil des gesuchten Täters, das die Suche nach ihm erleichert."
MoPo 18.4.00 S. 29
*
"Ticket-System ab 2003?
Nach Feldversuch sind die Tester zufrieden" MoPo
18.4.00 S. 29
"BVG-Ticket sieht künftig aus wie eine Scheckkarte
Betriebe wollen 200 bis 300 Millionen Mark investieren ... Das
Berliner Nahverkehrsticket der Zukunft ist aus Kunststoff, so groß
wie eine Scheckkarte und trägt einen Chip, der mit Hilfe von Funkstrahlen
abgelesen werden kann. Im Jahr 2003 oder 2004 könnte der elektronische
Fahrschein im gesamten Stadtgebiet eingeführt werden, sagte Joachim
Niklas, Finanzvorstand der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). ... Auch der
Datenschutzbeauftragte muss einverstanden sein. ... Der erste Berliner
Versuch zum elektronischen Ticket, der 15 Millionen Mark gekostet hat,
wurde am Sonnabend nach sechs Monaten beendet. Mehr als 26 000 Tester probierten
die von Motorola hergestellte Technik auf sechs Strecken aus. Die Geräte
hätten gut funktioniert, 95 Prozent der Teilnehmer fanden die Bedienung
einfach, hieß es. Wie berichtet, bemängelten einige Tester aber,
dass sie sich bei jeder Fahrt nicht nur zu Beginn 'einchecken' müssen.
Jedes Mal sind die Karten in den Funkstrahl eines Lesegeräts zu halten
- dies sei umständlich. Niklas sagte, dass die BVG auch über
eine Technik nachdenke, bei der die elektronischen Tickets in der Tasche
bleiben können." BerlZtg 18.4.00 S. 21
"Bargeldloses Ticket kommt
BVG und S-Bahn fühlen sich durch den Test ermutigt" Tsp
18.4.00 S. 11
"tick.et" nicht vor 2003
Die BVG ist mit dem dreimonatigen Feldversuch zufrieden" FAZ
18.4.00 S. BS 2
"Elektronisches Ticket in Berlin
Zukunftstechnik ... Wenn sich das elektronische Ticketing wirtschaftlich
rechnen sollte und der Datenschutz zustimmt, wenn dann auch die Aufsichtsräte
der beteiligten Unternehmen ihr Placet geben, kann es richtig losgehen
und im nächsten Jahr Feldversuch Nummer zwei flächendeckend starten.
Das wäre ein Signal. Im Angebot hätte die BVG dann flexiblere
Tarifmodelle - wie wär´s etwa mit billiger fahren um die Mittagszeit?
Die BVG könnte schneller auf Stoßzeiten - beispielsweise bei
Pokalendspielen oder bei der Love Parade - reagieren. ... Auch die Einführung
eines geschlossenen Schranken- oder Sperrensystems in der U-Bahn wäre
dann vernünftig: noch weniger Schwarzfahrer bedeuten eine höhere
Gerechtigkeit." MoPo 18.4.00 S. 4
*
"Freie Sicht für Video-Filmer Werthebach
Wettbewerb zur Neugestaltung des Breitscheidplatzes entschieden:
Platz wird freie, von 52 Lichtbändern erhellte Fläche. Autotunnel
wird zugeschüttet. Umbau kostet rund acht Millionen Mark. Fertigstellung
2002 ... Es ist ein Entwurf so richtig nach dem Geschmack von Innensenator
Eckart Werthebach: eine große freie Platzfläche, damit Junkies
keine Ecken mehr für einen Schuss finden, viel Licht in der Nacht
für die Videokameras zur Überwachung des 'sozialen Brennpunkts'."
taz 18.4.00 S. 19