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Tageszeitungen]
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"Sind wir alle potenzielle Cyber-Kriminelle?
Innenminister der Länder wollen Telefonverbindungsdaten noch
ein halbes Jahr nach Rechnungsversand speichern ... Auf seiner ersten
Sitzung im neuen Domizil in Berlin-Mitte wird der Bundesrat heute unter
anderem über die Neufassung der Telekommunikations-Datenschutzverordnung
(TDSV) beraten. Entgegen den Forderungen der Datenschutzbeauftragten der
Länder und des Bundes verlangt der Innenausschuss des Bundesrates,
die Verbindungsdaten aller Telefonanschlüsse künftig länger
zu speichern. ... Der federführende Wirtschaftsausschuss will die
Frist nur auf drei Monate verlängern. Im Gegenzug dafür soll
eine vom Rechnungsversand unabhängige Höchstgrenze eingeführt
werden: Spätestens sechs Monate nach Ende des Gesprächs sollen
die Daten gelöscht werden. Der Innenausschuss sieht durch diese Pläne
'die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden beeinträchtigt' ...
Die bisherige 80-Tage-Frist solle ... auf sechs Monate erhöht werden
- eine 'gefährliche, verfassungsrechtlich angreifbare Vorratsdatenspeicherung',
krisiert ein breites Bündnis von Datenschutzbeauftragten in Bund und
Ländern. Mit der längeren Speicherungsfrist werde 'allen Telekommunikations-Nutzern
unterstellt, sie seien potenzielle Cyber-Kriminelle', beklagt Thilo Weichert,
stellvertretender Datenschutzbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein."
taz 29.9.00 S. 8
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"Gauck will Stasi-Akten über Kohl weitergeben
... 'Helmut Kohl ist eine Person der Zeitgeschichte'. Als solche
könne er sich laut dem Stasi-Unterlagengesetz der Herausgabe der Akten
nicht entziehen. Allerdings würden Informationen zu Kohls Privatsphäre
vor der Herausgabe geschwärzt, sagte Gauck. ... Der Bundes-Datenschutzbeauftragte
Jakob sieht in der Herausgabe von Stasi-Abhörprotokollen hingegen
eine nachträgliche Verletzung des Fernmeldegeheimnisses." BerlZtg
29.9.00 S. 5
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"Die Erfolgsgeschichte des Gauckens
Zehn Jahre protestantischer Ernst - Joachim Gauck übergibt
sein Amt ... Etwa 1,75 Millionen Anträge auf Akteneinsicht wurden
bisher gestellt, etwa 1,5 Millionen davon sind bislang bearbeitet. ...
Dennoch lassen sich mancherlei Probleme im Umgang mit der MfS-Hinterlassenschaft
nicht leugnen. Am umstrittensten ist das politische Ausschlachten brisanter
Informationen, weil sich der Verdacht auf Stasi-Belastung als wirksames
Mittel in den politischen Machkämpfen erwiesen hat. ... Durch gezielte
Weitergabe von Geheimnissen an die Presse konnten politische Gegner erledigt
und jede inhaltliche Diskussion vermieden werden. ... Die Durchsicht jeder
Akte durch Behördenmitarbeiter und die Schwärzung personenbezogener
Stellen ist aus Datenschutzgründen verständlich, behindert aber
eine zügige Forschung."FR 29.9.00 S. 27
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"Zeit sparen mit dem EDV-Grundbuch
... Mit dem elektronischen Grundbuch verbunden sind moderne
Formen der Auskunftserteilung, Einsichtnahme, Erfassung und Verwaltung
von Daten im Grundstücksverkehr. Beim EDV-Grundbuch werden die Daten,
die bisher in den Papiergrundbüchern enthalten sind, elektronisch
erfasst. Durch ein automatisiertes Abrufverfahren können Einsichtsberechtigte
- z.B. Notare, Kreditinstitute und Versicherungen - auf dem Wege der Datenfernübertragung
über eigene Terminals jederzeit Einsicht in das automatisierte Grundbuch
nehmen. ... Datenschutz und Datensicherheit sind auch beim elektronischen
Grundbuch gewährleistet. Ein 'gläsernes Grundbuch' wird es in
Deutschland auch künftig nicht geben. Die Einsichtnahme ist auch nur
bei einem berechtigten Interesse möglich. Sicherheitsmaßnahmen
zur Vermeidung von unbefugten Zugriffen und Datenverfälschungen, für
die elektronische Signatur sind entweder bereits technisch gelöst
bzw. gelten rechtlich und technisch als lösbar." HB 29.9.00 S.
B 6
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"Es gibt zu viele Prüfsiegel für E-Shops
... Darüber hinaus würden sensible Kundendaten oft
sorglos behandelt, und letztlich sei nicht sicher, ob der Kunde das gekaufte
und bezahlte Produkt tatsächlich erhält. Dem wollen die Anbieter
von Gütesiegeln für Onlineshops entgegensteuern. ... Instrumente
für einen vertrauensvollen und sicheren Internethandel gibt es inzwischen
genug. 'Sie werden aber noch zu selten genutzt', betont Hartmut Isselhorst
vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik in Bonn. So
wurde ein Standard für den sicheren Datenverkehr entwickelt, der so
genannte IT-Grundschutz, der als Basis für eine Zertifizierung genutzt
werden kann." HB 29.9.00 S. 26
"Lust und Frust bei der Online-Buchung
Internet-Nutzer erwarten mehr Datensicherheit und Übersichtlichkeit
... 'Das Risiko hinsichtlich Datensicherheit und Online-Zahlungsverkehr'
sei im deutschen Markt zur Zeit ein großes Hemmnis für die Entwicklung
des Electronic-Commerce, heißt es in der Internet-Studie von Fittkau
& Maaß. Vier von fünf Online-Nutzern brechen ab, sobald
es ans Bezahlen geht und persönliche Daten erfragt werden." WELT
29.9.00 S. R 11
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"'Dateien offenlegen'
Der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag,
Wiefelspütz, hat die Regierung der Vereinigten Staaten gebeten, die
Geheimeinstufung der sogenannten 'Rosenholz'-Dateien aufzuheben. Wiefelspütz
sagte am Donnerstag, er sei der amerikanischen Regierung einerseits dankbar
dafür, daß es jetzt die Dateien - sie enthalten die fast vollständige
Klarnamenliste der DDR-Auslandsspionage - an die Berliner Gauck-Behörde
zurückgebe. Andererseits wolle er die Vereinigten Staaten jedoch zusätzlich
bitten, zu ermöglichen, daß die Materialien im Sinne des Stasi-Unterlagengesetzes
der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden." FAZ 29.9.00
S. 3
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"Streit um Geldwäsche-Gesetz
... kommen am Freitag die EU-Finanzminister in Brüssel
zusammen. ... Vor allem Deutschland wehrt sich dagegen, auch Rechtsberater
zu Meldungen über verdächtige Geldbewegungen zu verpflichten.
Obwohl der französische Ratsvorsitzende Laurent Fabius auf einen Beschluss
drängt, wird dieser erst für Mitte Oktober erwartet." SZ
29.9.00 S. 28
LOKALES
BAYERN
Gottes Werk, Marias Beitrag
Macht sich strafbar, damit die Frauen straffrei bleiben ...
Erstmals in Deutschland hat sich das St.-Anna-Krankenhaus im benachbarten
Sulzbach-Rosenberg bereit erklärt, Kinder zu entbinden, ohne die Mütter
nach ihrem Namen zu fragen. Also: das Personenstandsgesetz zu ignorieren,
das Zeugen verpflichtet, eine Geburt innerhalb von sieben Tagen mit dem
Namen der Mutter den Behörden zu melden. 'Für mich steht der
Schutz des Lebens vor der Bürokratie', sagt der Chef der dortigen
Gynäkologie." taz 29.9.00 S. 4
BRANDENBURG
"Verletzte Schönbohm Persönlichkeitsrecht?
Brandenburgs Datenschutzbeauftragter Alexander Dix wirft Innenminister
Jörg Schönbohm (CDU) widerrechtliches Verhalten vor. ... Schönbohm
hatte ... auf einer Pressekonferenz Journalisten umfangreiches Material
über mehrere Asylbewerber, darunter eine vietnamesische Familie im
Kirchenasyl, übergeben. Für Dix sei die Herausgabe der Unterlagen
ein 'unrechtmäßiger Eingriff in die Persönlichkeitsrechte'."
MoPo 29.9.00 S. 46
"Datenschutzbeauftragter kritisiert Innenminister
... Zwar hatte Schönbohm die Namen der Personen geschwärzt,
wegen der Vielzahl der Infos sei deren Identität dennoch erkennbar
gewesen." BerlZtg 29.9.00 S. 32