[Weitere Ausgaben]
[Zur Suche über alle bisherigen Ausgaben]
[Überblick über sonstige Veröffentlichungen
zum Datenschutz] [Abkürzungen der ausgewerteten
Tageszeitungen]
*
"Surfer unter Pauschal-Verdacht?
Bundesrat stimmt schärferer Überwachung zu - Kritik von
Datenschützern
Gestern hat der Bundesrat über die Telekommunikationsdatenschutzverordnung
(TDSV) entschieden, einen Anhang zum Telekommunikationsgesetz (TKG). Entgegen
den Forderungen der Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder
sowie der Empfehlung des Wirtschaftsausschusses konnte sich die Bundesregierung
mit ihrem Plan durchsetzen, die Anbieter zu verpflichten, sämtliche
Verbindungsdaten zum Zweck der Verbrechensbekämpfung ein halbes Jahr
lang aufzubewahren. Datenschutzexperten kritisieren die Ausweitung als
nicht verfassungsmäßig .....Die Ausweitung der Speicherfristen
ist zur Abwicklung des Telekommunikationsverkehrs nicht nötig. Sie
'dient nur als vorsorgliche Datensammlung für eventuell in der Zukunft
stattfindende Zugriffe der Sicherheitsbehörden', heißt es in
einer gemeinsamen Erklärung der deutschen Datenschützer. ...In
ihrer gemeinsamen Erklärung wiesen die Datenschützer darauf hin,
dass die geplante verlängerte Speicherung ihren Zweck gar nicht erfülle,
da die Kunden eine Verkürzung der Speicherungsdauer im Einzelfall
vertraglich vorsehen können. ...Von der Verlängerung der Fristen
in erster Linie betroffen bleiben ihrer Meinung nach die 'arglosen Telekommunikationsnutzenden'.
Das Risiko eines Missbrauchs ihrer Daten werde durch die längere Speicherungsdauer
massiv erhöht. ...So hoffen sie nun auf das Bundesverfassungsgericht,
das in der Vergangenheit wiederholt das Fernmeldegeheimnis als ein hohes
Gut bewertete, das auch die Verbindungsdaten schützt." MoPo 30.9.2000
S. 27
*
"Bescheid wissen, Nachteile vermeiden: Schufa-Auskünfte
Die Bewertungskriterien bleiben im Dunkeln
Das Scoring-System: Trotz positiver Kreditauskunft gibt es unter
Umständen kein Geld / Daten von 55 Millionen Bürgern gespeichert
...Die Vertragspartner der Schufa dürfen die Daten einsehen und
melden neue Daten. ...Die Schufa darf aber nicht alle Verbraucherdaten
erheben. Angaben zu Einkommen und Vermögen sind für die Wiesbadener
Datensammler ebenso tabu wie Auskünfte zum ausgeübten Beruf oder
die Anschrift des Arbeitgebers. Erfasst werden außer den persönlichen
Daten lediglich Kreditverträge und Kontoverbindungen mit Kreditfunktion
sowie negatives Zahlungsverhalten... Seit einiger Zeit bietet die Schufa
ihren Vertragspartnern darüber hinaus ein spezielles Prognosesystem
an, mit dessen Hilfe Kreditrisiken auch bei positiver Bonitätsauskunft
ermittelt werden sollen. Mit dem Auskunfts-Scoring-System werden die Daten
des Kreditnehmers mit ähnlichen Profilen aus der Schufa-Datenbank
verglichen. ...datenschutzrechtlich steht das Scoring-Verfahren auf tönernen
Füßen. 'Laut den EU-Richtlinien dürfen negative Kreditentscheidungen
eigentlich nicht alleine auf Grund eines automatisierten Persönlichkeitsprofils
getroffen werden', sagt Christian Peter Wilde, der als Ministerialrat im
bayerischen Innenministerium für Datenschutzfragen zuständig
ist. ...Auch dass die Schufa die Bewertungskriterien verschweigt, verärgert
die Datenschützer. Die staatlichen Aufsichtsbehörden verhandeln
mit der Schufa darüber, ob künftig dem Kreditnehmer der Scoring-Wert
und die Bewertungsgrundlagen offenbart werden müssen. 'Das Verhandlungsergebnis
wird auch von der Gestaltung des neuen Gesetzes zum Datenschutz abhängen'....
SZ 30.9.2000 S. 26
*
"Abstimmung künftig auch per E-Mail
...Das neue Gesetz soll das Einsichtsrecht in das Aktienregister
erheblich einschränken und auf die eigenen Daten des jeweiligen Aktionärs
begrenzen. Eine weitere Regelung legt fest, wie Unternehmen mit sensiblen
Daten im Aktienregister zu verfahren haben. ..." FR 30.9.2000 S. 23
*
"Bürgerrechtler erkämpften sich ein
institutionalisiertes Paradox
Die 'Gauck-Behörde' sorgt längst nicht mehr nur im Osten
für Unruhe
...Sie soll den Ostdeutschen ihre von der Stasi erspitzelten Akten
wiedergeben, Inoffizielle Mitarbeiter entlarven und durch die Aktenforschung
dazu beitragen, die Diktatur zu delegitimieren. Sie hat aber auch jene
Aufklärungswut zu zügeln, die das Erbe der Revolution ist. Opfer
und Unbelastete haben Anspruch auf den Schutz ihrer Persönlichkeitsrechte.
...Zusätzlich ist... jetzt noch ein weiteres Konvolut von Materialien
in den Brennpunkt der Aufmerksamkeit gerückt: die Protokolle der Stasi-Telefonüberwachung.
..." FAZ 30.9.2000 S. 4
"Der Organisator der Wahrheitsfindung nimmt Abschied
von den Akten
Joachim Gauck verläßt seine Behörde
...Zu den Diskussionen, die Gauck nie beenden konnte, gehört auch
der Kampf um die Forschungsfreiheit: Um dem Datenschutz genüge zu
tun, schuf er einen behördeninternen Wissenschaftsapparat, der freien
Zugang zu den Akten hat. ..." FAZ 30.9.2000 S. 4
"Joachim Gaucks Nachfolgerin Marianne Birthler
'Den Erfolg der Revolution der Nachwelt erhalten'
Die neue Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen wird noch
viel Mut brauchen, um die noch nicht gesichteten Aktenberge aufzuarbeiten
...180 Kilometer Stasi-Akten warten auf sie, ein Viertel davon ist
noch nicht gesichtet. ...Marianne Birthler. 'Unsere Aufgabe bleibt es,
möglichst viel und möglichst differenzierte Information zugänglich
zu machen.' ..." SZ 30.9.2000 S. 11
'Hüterin des Erbes der DDR-Bürgerbewegung'
Ehemalige Bürgerrechtlerin Marianne Birthler ist neue Bundesbeauftragte
für die Stasi-Unterlagen
...Noch immer gingen monatlich rund 10 000 Anträge auf Akteneinsicht
bei der Berliner Behörde ein, betonte sie. Als eine weitere wichtige
Aufgabe der Behörde nannte Birthler die politische Bildung. ..."
Welt 30.9.2000 S. 2
*
"Das Prinzip Tante Emma
Viele Internetverkäufer haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht:
80 Prozent der Transaktionen im Netz werden vorzeitig abgebrochen. Der
Kunde will gebunden werden
...Zu diesem Schluss kommt die Berliner Multimedia-Agentur Aperto.
...Sie empfehlen den Onlineanbietern, zur Kundenbindung das Customer Relationship
Management (CRM) einzusetzen. ...Da man bei E-Commerce die Kunden jedoch
nicht persönlich kennen lernt, müssen die Anbieter eine Reihe
von IT-Werkzeugen, wie Datamining, Personalisierungssoftware, Call-Center
oder Internetforen einsetzen, um die Bedürfnisse der Kunden zu erforschen
und den Service zu verbessern. Mittels dieser Instrumente kann jedem Kunden
ein individuelles Kundenprofil zugeordnet... werden. ..." taz 30.9.2000
S. 21
*
"Ein finsterer Verdacht
In Italien wird der Kinderporno-Skandal zum Medien-Skandal. Auch
deutschen Behörden gelingt Schlag gegen Pädophile
...Polizei und Justiz leiten in einer vom Bundeskriminalamt (BKA) koordinierten
Aktion tausende Verfahren gegen Privatpersonen ein, die auf eine über
T-Online ins Netz gestellte Seite namens 'Junger Prinz' zugegriffen haben.
T-Online hatte mit den Behörden kooperiert und die Seite bewusst offen
gehalten, um 'Fangschaltungen' zu ermöglichen. ...Der Online-Dienst
AOL kündigte an, auf Ersuchen der Fahndungsbehörde mehr als 10000
Daten weiterer beschuldigter Kunden an das BKA zu übermitteln. ..."
BerlZtg 30.9.2000 S. 22
"Schlag gegen Kinderpornographie
Mehr als tausend Verfahren gegen Internet-Nutzer in ganz Deutschland
...Bei der Ermittlung der Nutzer, die ja auch Glieder einer Vertriebskette
sein können, gehen die Fahnder unter anderem den sogenannten IP-Adressen
nach. Das sind Zahlenketten, die für jeden Kunden bei der Einwahl
ins Internet vom Provider vergeben werden. ...Entsprechende Daten müssen
vorgehalten und den Behörden nach hinreichenden Verdachtsmomenten
zur Verfügung gestellt werden. ..." FAZ 30.9.2000 S. 9
"Schlag gegen die Täter im Netz
Illegale Homepage führt zu Tausenden von Nutzern / Razzia in
Sachsen-Anhalt ..." Tsp 30.9.2000 S. 7
*
"Anwälte und Berater müssen Geldwäsche
melden
...Dem Beschluss der EU-Finanzminister in Brüssel zufolge
werden künftig nicht nur Kreditinstitute, sondern auch Steuerberater,
Notare, Anwälte und Wirtschaftsprüfer verpflichtet, verdächtige
Transaktionen zu melden. Aufgrund rechtlicher Bedenken vor allem Deutschlands
wurde jedoch festgelegt, dass diese Regelung nicht im Falle von Rechtsbeistand
angewendet wird. Die Meldepflicht gilt aber, wenn die Berater finanzielle
und wirtschaftliche Ratschläge erteilen. Bundesfinanzminister Hans
Eichel stellte nach dem Treffen jedoch klar: 'Wenn ein Rechtsberater Teilnehmer
an einem Verbrechen ist, ist er natürlich nicht geschützt.' ..."
MoPo 30.9.2000 S. 18
"EU-Geldwäscherichtlinie angenommen
Rechtsanwälten, Notaren und anderen Angehörigen der
sogenannten freien Berufe, die Klienten bei der Planung und Durchführung
von Aktionen der Geldwäsche unterstützen, will die Europäische
Union mit verschärften Rechtsinstrumenten das Handwerk legen. ..."
FAZ 30.9.2000 S. 14
*
"Berliner Ausschuss bekommt CDU-Akten aus Hessen
...Nach dieser Entscheidung teilte das Amtsgericht Wiesbaden
am Freitag mit, die Unterlagen würden zunächst von einem Amtsrichter
überprüft, ob sie unbedenklich weitergegeben werden dürfen.
...Ein Amtsgerichtssprecher sagte dazu jedoch, Akten zu parteiinternen
Vorgängen würden nicht weitergegeben werden. ...Der Vorsitzende
des Berliner Untersuchungsausschusses, Volker Neumann, forderte nun auch
die Ermittlungsakten der hessischen Staatsanwaltschaft. ..." Welt
30.9.2000 S. 2
"Staatskanzlei will Pilz-Akten einsehen
In der Suventions-Affäre um den CD-Fabrikanten Reiner Pilz
will sich Thüringens Staatskanzleiminister Jürgen Gnauck (CDU)
aus den Akten des Pilz-Prozesses über die Arbeit von Gericht und Staatsanwaltschaft
informieren. ...Betroffenen oder Geschädigten steht laut Strafprozessordnung
Akteneinsicht zu. ..." Welt 30.9.2000 S. 5
*
LOKALES
Berlin
"80 Top-Agenten der Stasi waren auf Berliner CDU-Politiker
angesetzt
Brisante Unterlagen erstmals entschlüsselt - Damalige West-Bürger
jetzt vor Enttarnung
...Das belegen Akten der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) der
DDR-Staatssicherheit, die der Berliner Morgenpost jetzt vorliegen. Sie
wurden durch das 'System zur Informationsrecherche' der HVA (Sira) entschlüsselt.
..." MoPo 30.9.2000 S. 29
"CDU-Fraktionschef fordert schnelle Enttarnung von Stasi-Agenten ..." MoPo 1.10.2000 S. 33
*
Brandenburg
"Airport-Gegner: Behörde gab Daten weiter
Landtagspräsident soll 'Skandel' überprüfen
Die Gegener des geplanten Großflughafens bei Schönefeld
haben Landtagspräsident Herbert Knoblich (SPD) aufgefordert, die Weitergabe
von Personendaten im Zusammenhang mit dem Planfeststellungsverfahren für
den Flughaben zu prüfen. Mit ihr habe das Landesamt für Bauen,
Verkehr und Straßenwesen gegen den Datenschutz verstoßen, sagte
der Bürgermeister von Diedersdorf (Teltow-Fläming), Ferdi Breitbach,
am Freitag. Dagegen solle Knoblich unverzüglich einschreiten und so
den Datenschutzbeauftragten unterstützen. Breitbach zufolge hat das
Landesamt ungeprüft geschützte Personendaten von 130 000 Einwendern
an Dritte weitergegeben und dabei die Warnungen des Datenschutzbeauftragten
des Landes, Alexander Dix, ignoriert. ..." BerlZtg 30.9.2000 S. 33
*
"Datenschützer fordert Aufklärung von
Schönbohm
Der brandenburgische Datenschutzbeauftragte Alexander Dix hat
von Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) eine Rechtfertigung für
die Veröffentlichung von Personendaten verlangt. Nach dem ersten Eindruck
habe der Minister ohne Rechtsgrundlage Daten einer vietnamesischen Asylbewerberfamilie
an Journalisten herausgegeben, sagte gestern die Sprecherin von Dix, Lena
Schraut,... Die Namen in den Akten seien zwar geschwärzt gewesen,
auf Grund der Vielzahl der Informationen sei die Identität aber erkennbar
gewesen. ..." MoPo 30.9.2000 S. 39
"Datenschutz
Schönbohm unter Druck ..." Welt
30.9.2000 S. S2
*