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"Hinter dem Rücken der Bürger? / Das
Innenministerium bereitet eine 'elektronische Volkszählung' vor
... Man vernetzt die Einträge aus verschiedenen behördlichen
Registern, ergänzt mit repräsentativen Befragungen - und hat
schnell und preiswert neue Basisdaten. ... Doch wird derzeit an dem Entwurf
eines Erprobungs- oder 'Testgesetzes' gearbeitet, das noch 2001 verabschiedet
werden soll. Dieses Gesetz soll die Erprobung des registergestützten
Verfahrens an einem bestimmten Prozentsatz der Bevölkerung ermöglichen.
... Erst nach der Erprobung des neuen Verfahrens wird man mit Sicherheit
sagen können, ob der Plan, die nächste Volkszählung 'hinter
dem Rücken der Bürger' zu veranstalten, wie Werner Schmidt, Referatsleiter
für Statistik beim Bundesbeauftragten für Datenschutz es nennt,
eine Zukunft hat. ... ... der 'gläserne Bürger', den viele 1987
fürchteten, könnte völlig unbemerkt Wahrheit werden, wenn
ohne offene Befragung vorhandene Daten auf neue Art verknüpft werden.
Vor allem befürchten Datenschützer, daß damit ein für
alle Mal die Möglichkeiten einer Verknüpfungsstruktur offenlägen
- das Verfahren könnte insgeheim beliebig oft wiederholt werden. ...
Im Statistischen Bundesamt entwickeln zwei Arbeitsgruppen die Instrumente
für die Testzählung. Die Schwierigkeit liegt darin, daß
1983 auch die Übernahme sämtlicher Daten aus bereits vorhandenen
Dateien der Verwaltung vom Bundesverfassungsgericht abgelehnt wurde."
FAZ 12.10.00 S. 8
"'Entschuldigung, aber was ich beantworte, überlassen sie freundlicherweise mir!' / Vor 13 Jahren riefen zahlreiche Initiativen zum Boykott der geplanten Volkszählung auf, weil sie Bundesrepublik auf dem Weg in den Überwachungsstaat sahen" FAZ 12.10.00 S. 8
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"Nie war der Mensch so gläsern wie heute
/ Kreditkarten, Mobiltelefone und Internet-Surfen hinterlassen lange Datenspuren
... Aufgrund der zunehmenden Computervernetzung lassen sich
inzwischen auch in Deutschland viele Daten über einzelne Personen
herausfinden. ... Jede Tastatureingabe eines Internet-Surfers wird über
Monate hin von den 'Providern' gespeichert. ... Fast jedes aus dem Internet
auf den heimischen PC heruntergeladene Programm eröffnet dem Anbieter
theoretisch auch die Möglichkeit, persönliche Vorlieben
des Internet-Nutzers auszuspähen. ... Wer einkauft, personalisierte Dienste
nutzt oder auch nur im Internet surft, hinterläßt eine unübersehbare
Online-Datenspur. ... In Deutschland ist das Bundesdatenschutzgesetz über
Jahrzehnte hinweg verbessert worden und wird dennoch von dieser Entwicklung
überrollt. Erst mit Verspätung wird das deutsche Datenschutzrecht
an die Brüsseler Richtlinie zum Datenschutz angepaßt. ... Mobiltelefone
zeigen den Funkbetreibern bis auf wenige Meter genau die Position eines
eingeschalteten Gerätes an. ... Wie mit Mobiltelefonen lassen sich
auch mit Kreditkarten Bewegungs- und Nutzungsprofile erstellen. Sensible
Daten werden auch durch den Gebrauch sogenannter elektronischer Arztausweise
übermittelt. ... Eine andere Art von Daten wird mit Hilfe sogenannter
Überwachungskameras gesammelt. ... Nimmt man alles zusammen, sind
die Datensammlungen kaum noch zu übersehen. Durch deren Zusammenführung
entstehen Bewegungsprofile (Verkehrsüberwachung, Ausweiskontrollen,
Kreditkarten und Mobiltelefone), Käuferprofile (bargeldloser Zahlungsverkehr),
Interessenprofile (Internet-Surfverhalten), Mitarbeiterprofile (Logdateien
an PC-Arbeitsplätzen), Benutzerprofile (Informationssysteme) und Kommunikationsprofile
(Verbindungsdaten)." FAZ 12.10.00 S. 8
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"Konflikt um Veröffentlichung von Stasi-Abhörvermerken / Gauck-Behörde und Bundesinnenministerium uneins über Schutzrechte von 'Personen der Zeitgeschichte'" FAZ 12.10.00 S. 4
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"Mit Sicherheit ein gutes Geschäft / In Essen
läuft die Messe 'Security 2000' - Sie zeigt ein gigantisches Arsenal
zur Selbstverteidigung
... 'Schlaue' Kameras warten nicht mehr auf Steuerbefehle, bevor
sie zoomen oder schwenken. Sie erkennen Personen im Bild von selbst,
verfolgen sie, setzen dabei schon mal eine SMS-Nachricht ab und übertragen
gleichzeitig Standbilder vom Schauplatz des verdächtigen Geschehens
übers Internet an Polizei oder Wachdienste." MoPo 12.10.00 S.
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"Über das Schicksal der Bürger entscheiden
Datensammlungen / Kreditinformationen in USA häufig fehlerhaft
Wenn ein Amerikaner eine neue Kreditkarte haben will oder einen
Hypothekenkredit beantragt, muss er einen 'finanziellen Striptease' machen:
... . Die persönlichen Angaben werden von Evidenzzentralen überprüft
und mit den Bonitätsdaten verglichen, die über einen amerikanischen
Verbraucher gesammelt sind. ... Wenn sich in den statistischen Datenkranz
ein Fehler eingeschlichen haben sollte - und das kommt oft genug vor -,
dann erhalten der Mann oder die Frau plötzlich keinen Kredit mehr.
Deshalb sieht der zuletzt 1997 ergänzte 'Fair Credit Reporting Act'
nicht nur vor, dass man sich über die eigenen statistischen Daten
bei den Evidenzzentralen informieren und die Berichtigung nachweislicher
Fehler verlangen kann. Die Kartellbehörde FTC darf auch Bußen
verhängen, wenn die Auskunftsbüros nicht sorgfältig genug
arbeiten." HB 12.10.00 S. 45
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