[Weitere Ausgaben]
[Zur Suche über alle bisherigen Ausgaben]
[Überblick über sonstige Veröffentlichungen
zum Datenschutz] [Abkürzungen der ausgewerteten
Tageszeitungen]
*
"Haider gab offenbar Spitzeln Aufträge /
Polizisten beschuldigen den ehemaligen FPÖ-Chef
... Haiders engste Mitarbeiter hätten von Polizisten, die
der FPÖ angehörten, die ungesetzlichen Abfragen im zentralen
Polizeicomputer mit dem Hinweis verlangt, 'der Chef braucht das'. Für
die Ermittler im österreichischen Innenministerium sei das ein eindeutiger
Hinweis auf Haider, hieß es." Tsp 30.10.00 S. 7
"Haider ließ Daten über Gegner stehlen / FPÖ-Politiker durch Aussage von Polizisten belastet" ND 30.10.00 S. 6
Kommentar:
"Mehr als eine Gefälligkeit / Jörg Haider
sagt in der Polizei-Affäre die halbe Wahrheit
... Die FPÖ besorgte sich auch Informationen über
Menschen des öffentlichen Lebens, die mit dem politischen Gegner nur
wenig zu tun hatten ... . Derartige Umfeldrecherchen, für die sogar
bezahlt wurde, sind selbst in Österreich neu." Tsp 30.10.00 S.
10
Kommentar:
"Spitzeln für den Spitzenmann / Ein Aktenmissbrauch
bei der Polizei gefährdet Jörg Haider, die FPÖ und
die Koalition in Wien
... Die sogenannte Polizeispitzel-Affäre hat führende
FPÖ-Kader in den Verdacht gebracht, sich über Polizisten verbotener Weise
in den Besitz von Personendaten vermeintlicher Feinde gesetzt zu haben."
SZ 30.10.00 S. 4
*
"Der gläserne Finanzminister ist oft gar
nicht zu sehen
Die 'Volkspartei' in Lettland verwandelt ihre Regierungsmitglieder
in virtuelle Gestalten. Als erster mußte nun Gundars Berzins,
der Finanzminister, in seinem Büro eine Kamera anbringen, die
seinen Schreibtischalltag ins Internet überträgt. Was zunächst
wie eine Orwellsche Variante demokratischer Ministerkontrolle aussieht,
soll nach Auffassung der Parteistrategen die verbreitete Darstellung korrigieren,
Lettland sei bis hinauf in die Etagen der Regierung von Korruption befallen."
FAZ 30.10.00 S. 14
*
"Grüße vom Big Brother / Datenschutz
Berlins Innensenator Eckart Werthebach (CDU) ... bekam ... den
Schmähpokal 'Big Brother Award' zugesprochen. Grund dafür sei
der umfassende Ausbau der Telefonüberwachung durch die Berliner Polizei." DER SPIEGEL 44/2000
30.10.00 S. 295
*
Kommentar:
"Der Schutz von Gentest-Daten wird teuer / Wer keine
Diskriminierung genetisch Belasteter durch Versicherungen will, muss bereit
sein zu zahlen
... Trotzdem hat der Gesetzgeber angesichts des rasanten Fortschritts
in der Genforschung mit all den Risiken und Unwägbarkeiten selbstverständlich
das Recht, die Nutzung bestimmter Informationen zu untersagen. Unter ethischen
Gesichtspunkten sind ein Verbot oder eine Einschränkung der Nutzung
freiwilliger Gentests legitim. ... Schließlich wird irgendjemand
dafür zahlen müssen. ... Im Kern geht es also um die Frage, ob
die Gesellschaft bereit ist, die mit einem Nutzungsverbot einhergehende,
geringere Risikotransparenz über steigende Prämien oder höhere Kosten
für die Sozialsysteme auszugleichen." BerlZtg 30.10.00 S. 4
*
"Deutsche Banken sehen keinen Verstoß gegen
Bankgeheimnis / Steuer-Gewerkschaft begrüßt Verpflichtung zur
Informationsweitergabe
Die Verpflichtung deutscher Banken gegenüber der US-Steuerbehörde
IRS zur Weitergabe von Kundendaten ist bei der Deutschen Steuer-Gewerkschaft
auf klare Zustimmung gestoßen. ... Die Auskunftspflicht gegenüber
der US-Steuerbehörde gelte nur für Personen, die in den Vereinigten
Staaten steuerpflichtig seien, sagte Wolfgang Skorpel, Leiter der Steuerabteilung
beim BdB, ... . Solche 'US-Steuerbürger' unterlägen generell
nicht dem deutschen Bankgeheimnis, auch nicht als Kunden eines deutschen
Instituts. Hans-Peter Schwintowski, Bankrechtsexperte an der Berliner Humboldt-Universität,
hält dies für 'Unsinn'. ... Zwar könne sich ein amerikanischer Staatsbürger
nicht auf das in Deutschland geltende verfassungsmäßige Recht
der 'informationellen Selbstbestimmung' berufen, doch das habe auf die
privaten Vereinbarungen im Kontovertrag keine Auswirkungen. Im übrigen
... ergebe sich ein Geheimhaltungsanspruch über persönliche Daten
auch aus übergeordnetem Recht - beispielsweise der UN-Menschenrechtscharta
-, so dass eine Unterscheidung nach Nationalität ohnehin nicht überzeuge."
HB 30.10.00 S. 8
Kommentar:
"Washington nutzt die Schwäche Europas
aus / Amerikaner setzen ihre Steuergesetze weltweit durch"
HB 30.10.00 S. 2
*
LOKALES
Berlin:
"Gefährliches Klingeln / Gesundheit / Die Betriebskrankenkasse Berlin
fahndet mit unangemeldeten Hausbesuchen nach Simulanten unter den Langzeitkranken
... Die Unternehmensberaterin aus dem Ruhrgebiet hat sich in
der Hauptstadt ein neues Betätigungsfeld erschlossen. Sie fahndet
für die Betriebskrankenkasse Berlin (BKK) nach Simulanten ...
. Jede Kontrolle ist eine Gratwanderung zwischen Blockwart-Spitzelei
und Wahrung der Interessen der Versichertengemeinschaft. ... Einen 'Tabubruch'
und 'eine Gefahr für das Vertrauensverhältnis zwischen Kasse
und Patienten' nennt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für
Versicherte und Patienten, Ekkehard Bahlo, die Kontrollen. ... Ehe die
Kontrolleurin an der Tür klingelt, hat sie sich bestens präpariert.
Von persönlichen Daten bis hin zu Diagnosen hat sie Zugang zu
sensiblen Patienten-Informationen. Zudem wird sie vom zuständigen
Sachbarbeiter mit gezielten Fragen zu Krankheitsverlauf und Behandlung
des Versicherten versorgt. Zwar unterliegt auch sie der Schweigepflicht,
allerdings ist sie weder ausgebildete Ärztin noch fest angestellte
BKK-Mitarbeiterin. Ein Verfahren, das Claudia Schmid, Sprecherin des Berliner Datenschutzbeauftragten,
für 'bedenklich' hält. Die Behörde prüft derzeit, ob
die 'rechtlichen Grenzen beim Einsatz privater Dritter' überschritten
werden. ... Die Kassen sind verpflichtet, einen Missbrauch zu prüfen.
Doch die gezielte Suche geht anderen Kassenvertretern zu weit. 'Wir brauchen
keine Spitzeldienste', sagte Pietro Nuvoloni vom Bundesverband der Innungskrankenkassen.
Für Hermann Bärenfänger von der Techniker Krankenkasse
sind derartige Kontrollen 'absolut ausgeschlossen'. Auch Barmer Ersatzkasse
und AOK-Bundesverband lehnen die Maßnahme ab." DER SPIEGEL
44/2000 30.10.00 S. 142
*