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Tageszeitungen]
*
"Rüffel für Datensammler / Das Payback-System
bekommt einen Big Brother-Preis
... Vergangenen Donnerstag wurde in Bielefeld erstmals
in Deutschland der Big Brother Award verliehen. Die eher unerwünschte
Trophäe bekommen Firmen oder Organisationen, die die Privatsphäre
ihrer Nutzer missachtet haben. Den Hauptpreis erhielt die 'Loyalty
Partner Gesellschaft für Kundenbindungssysteme mbH' in München,
Herausgeber der Payback-Karte. 'Sie kommt als Rabattkarte daher', rügt
die Preisjury, 'dient aber einzig dazu, personalisierte Daten zum Kaufverhalten
von Millionen von Verbrauchern zu gewinnen und kommerziell zu nutzen, ohne
dass diese darüber informiert werden.' ... Rena Tangens, die Sprecherin
der deutschen Jury. ... 'Unter dem Deckmantel der Rabattmarke werden die
Konsumgewohnheiten von Bürgerinnen und Bürgern ausgeforscht,
ausgewertet und auf unabsehbare Zeit gespeichert.' Ein Sprecher der
ausgezeichneten Firma zeigte sich über die Preisverleihung wenig erfreut,
aber gelassen: 'Unsere Partner-Unternehmen erhalten nur anonymisierte Nutzerprofile',
sagt Martin Rogler. Doch auch das sei ein 'heikles Geschäft', gibt
er zu. ... Initiiert wurde der Big Brother Award von PrivacyInternational,
einem 1990 gegründeten Netzwerk von Datenschutz-Experten und Menschenrechtsorganisationen
aus vierzig Ländern. ... So wählte die Jury für den
Big Brother Award in der Kategorie 'Politik' den Innensenator von
Berlin, Eckart Werthebach aus, aufgrund der 'geplanten Erweiterung der
Telefon-Überwachungsanlage'. Die Deutsche Bahn wurde für Videoüberwachung
der Bahnhöfe gerügt sowie das Bundesverwaltungsamt in Köln
für das Ausländerzentralregister. ... Den Big Brother Award
in der Sonderkategorie 'Szene' erhielt der Webserver Apache, einer der
meist verwandten Netzwerk-Computer. Er protokolliere in der Standard-Konfiguration
die Adresse des Abfragenden und die Namen aller abgerufenen Webseiten.
Eine Verletzung der Privatsphäre, urteilte die Jury: 'Mit Hilfe
von einfachen Analysemethoden kann ermittelt werden, welcher Anwender
welche Seiten in welcher Reihenfolge abgerufen und wie lange er sie
sich angesehen hat.'" SZ 31.10.00 S. V 2 / 14
*
"Banken verschärfen Kampf gegen die Geldwäsche
/ Internationale Geldinstitute vereinbaren freiwillige Selbstkontrolle
... Die Richtlinien der elf Banken ... regeln unter anderem
die Identifikationspflicht der Banken bei der Eröffnung von Konten
für Privatkunden neu. Gelder von Politikern, Parteifunktionären
und Top-Managern staatlicher Unternehmen sollen von den Banken einer besonders
genauen Kontrolle unterzogen werden. Alle Unterlagen, die im Zusammenhang
mit einem Geldwäsche-Verdacht stehen, müssen mindestens fünf
Jahre aufbewahrt werden." HB 31.10.00 S. 1
"Große Geldwäsche-Haie schwimmen unerkannt
im Datennetz / Seit der Verschärfung des deutschen Gesetzes steigt
die Zahl der Mitteilungen an Justiz- und Finanzbehörden - Internet
bietet neue Schlupflöcher
... Das 1998 erlassene Gesetz zur besseren Bekämpfung der
Organisierten Kriminalität stellte nach Meinung des damaligen Bundesinnenministers
Manfred Kanther (CDU) die schärfste Waffe gegen Geldwäsche dar.
... Kernpunkt des Gesetzes ist die Verpflichtung von Kreditinstituten,
Finanzdienstleistern und Lebensversicherungen in Deutschland sowie deren
ausländische Filialen, ihre Geschäftspartner bei Finanztransaktionen
bei einem Wert von 30 000 DM und mehr zu identifizieren. ... Die Pflicht
zur Identifizierung bedeutet für die betroffenen Unternehmen Feststellung
des Namens, Geburtsdatums und der Anschrift des Geschäftspartners
sowie die Registrierung des amtlichen Ausweises. ... Der Adressatenkreis
wird sich künftig noch erhöhen, weil die EU mit einer neuen Geldwäscherichtlinie
auch Rechtsanwälte, Notare sowie Steuerberater und Wirtschaftsprüfer
mit in die Meldepflichten einbinden will." HB 31.10.00 S. 12
"Geschäftsbanken wollen gegen Geldwäsche kämpfen / Selbstverordnete Richtlinien sollen die interne Kontrolle verschärfen" Tsp 31.10.00 S. 18
"Kampf gegen die Geldwäsche
... Die Regeln werden auf alte und neue Kunden angewandt.
... Konten dürfen nur eröffnet oder beibehalten werden, wenn
zwei speziell ausgebildete Bankangestellte ihr Einverständnis gegeben
haben. Besondere Sorgfalt gilt bei Kunden aus 'Risikostaaten', in denen
entweder die Geldwäsche ungenügend bekämpft wird oder Korruption
und Verbrechen entsprechend hoch sind. ... Die Kundendaten sollen
in regelmäßigen Abständen überprüft und aktualisiert
werden. Die Banken betonten, ... zu erwarten sei, dass der Kodex demnächst
überall in den legislativen Prozess einfließe." SZ 31.10.00
S. 31
"Nur noch Weißgeld erwünscht / Elf
große Banken versprechen künftig Richtlinien zur Verhinderung
von Geldwäsche einzuhalten. Aber auch wenn sie dies nicht tun, drohen
ihnen keine Konsequenzen
... Transparency International (TI) ... ... Zum anderen sollen
auch die Kontobewegungen fortlaufend überwacht werden. ... Verdächtiges
sollen die Banken den zuständigen Behörden melden. ... ... werde
die TI die Umsetzung der Richtlinien kontrollieren. Jedoch ist auch
deren Nichteinhaltung für die Banken nicht mit strafrechtlichen Konsequenzen
verbunden." taz 31.10.00 S. 7
"Großbanken sagen Geldwäschern den Kampf an / Elf internationale Finanzkonzerne vereinbaren freiwillige Selbstkontrolle und wollen Kunden schärfer überprüfen" FR 31.10.00 S. 9
Kommentar:
"Banken am Zug / Kampf gegen die Geldwäsche
... Finanzzentren, die ihre Banken unzureichend regulieren,
sich hinter dem Bankgeheimnis verschanzen, deren Behörden und Gerichte
Amtshilfe verweigern und auch sonst nichts unternehmen, Geldwäsche
aufzudecken, werden an den Pranger gestellt und international geächtet.
... ... jedoch tut sich den Geldwäschern ein ganz neues Aktionsfeld
mit dem Internet auf. Dort wird die Spurensuche extrem schwierig. Zumindest
die Banken haben jetzt gehandelt." HB 31.10.00 S. 2
Kommentar:
"Halbseidene Verpflichtung / geldwäsche
... Tatsächlich aber wird sich durch den neuen Verhaltenskodex
zunächst nichts ändern: Zumindest bei den elf beteiligten
Banken gehören die Auflagen ohnehin schon zu den Standards. Auch besteht
bereits die gesetzliche Verpflichtung, verdächtige Kapitalbewegungen
anzuzeigen. ... Solange es Banken gibt, die sich nicht dem Kodex verpflichten,
bleiben den Drogen- und Mafiabossen Ausweichmöglichkeiten, ihr Schwarzgeld
in den legalen Finanzkreislauf einzuschleusen. ... Langfristig wird der Kodex
dennoch wichtig sein. Andere Banken werden sich anschließen, vielleicht
auch die Bankenaufsicht. Wenn das geschähe, würden die Banken
ihrerseits überwacht." taz 31.10.00 S. 1
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"Gehen Sie sofort offline: Das Surfen am Arbeitsplatz
ist viel zu gefährlich / Deutschlands berühmtester Ex-Hacker
warnt vor den Gefahren des Internet - Auch die allerbeste Firewall
kann den Einbruch von Trojanischen Pferden nicht verhindern
... Die wichtigste unbeantwortete Frage aber ist: Warum lagert
Microsoft unternehmenskritische Ressourcen auf Rechnern, die mit dem
Internet direkt oder indirekt in Verbindung stehen? Hier liegt der Kardinalfehler,
der die Ausspähung und Veränderung der Microsoft-Quelltexte
von außen erst ermöglicht hat. Selbst der konsequente Einsatz
von Virenscannern und Firewalls, selbst die Verwendung fehlerfreier Betriebssysteme
und Anwendungsprogramme kann nicht verhindern, dass arglose Angestellte
gelegentlich Programme starten, die ihnen zugespielt wurden - je größer
eine Firma, umso größer das Risiko. ... Was ist nun zu tun?
Die Antwort mag in einer Zeit der Online-Euphorie ketzerisch klingen,
aber sie kann nicht anders lauten als: Gehen Sie offline! Trennen
Sie Ihr Intranet vom Internet! Web-Surfing und E-Mail-Versand vom Arbeitsplatzrechner
aus sind zwar bequem, aus sicherheitstechnischer Sicht aber unverantwortlich."
WELT 31.10.00 S. 39
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"Schöne, neue Wahl / Experten debattieren,
ob elektronische Abstimmungen die Demokratie stärken können
... Am 23. Oktober beschäftigten sich auf einer Tagung
der Universität Bielefeld Experten aus Politik, Wissenschaft und Medien
mit den Möglichkeiten und Grenzen elektronischer Demokratie.
Auf der Tagesordnung standen der politische Diskurs, virtuelle Verwaltungen
und Wahlen im Internet. ... Mit digitaler Signatur, PIN-Nummern und aufwendigen
Verschlüsselungsverfahren soll Authentizität und Geheimhaltung
garantiert werden." SZ 31.10.00 S. V 2 / 14
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"Material zur NPD an alle Abgeordneten
Das umfangreiche Dokumentationsmaterial für den geplanten
NPD-Verbotsantrag soll von Mittwoch an allen Abgeordneten im Bundestag
zugänglich gemacht werden. In der 'Geheimschutzstelle' des Parlaments
würden ausreichend Exemplare zur Einsicht bereit stehen, sagte
der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Dieter Wiefelspütz.
... Zum Schutz von Quellen seien einige Teile aus der Vorlage entfernt
worden." MoPo 31.10.00 S. 2
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"'Ein heiliger Krieg gegen Jörg Haider' /
Die Spitzelaffäre in Österreich
... Ewald Stadler ... war Fraktionschef der FPÖ ...
. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Stadler, weil er Polizisten
dazu angestiftet haben soll, ihm geheime Fahndungsdaten aus dem zentralen
Polizeicomputer zu liefern. Im Visier der Staatsanwälte
sind auch andere: ... - und Jörg Haider selbst. ... In der Spitzelaffäre
geht es um Daten aus dem 'Ekis', dem Elektronischen Kriminalpolizeilichen
Informationssystem. Dort ist, auch wenn mancher Jurist das als verfassungsmäßig
bedenklich bezeichnet, alles gespeichert, was der Polizei über einen
Bürger gemeldet wird. Es muss bloß einmal irgendeine Anzeige
gegeben haben; der Inhalt mag als falsch erwiesen, das Verfahren eingestellt
sein - die Beschuldigung bleibt amtsbekannt und wird mit neuen Beobachtungen
angereichert. Und möglicherweise, das soll nun aufgeklärt werden,
ist entgegen einem Parlamentsbeschluss die alte Datei über Geisteskranke
nicht aufgelöst worden. Jedenfalls sollen im Ekis auch Daten über
Krankheiten und psychische Probleme gespeichert sein." Tsp 31.10.00
S. 3
"Schüssel nimmt bedrängten Justizminister in Schutz / Nationalratsdebatte über Spitzelaffäre / Elf Polizisten vom Dienst suspendiert / Haider will 'zurückschlagen'" FAZ 31.10.00 S. 5
"Wiener Justiz ermittelt jetzt auch gegen Haider / Ex-FPÖ-Chef soll Polizeiakten gegen Gegner verwendet haben - Rechtspopulist: Verschwörung der Medien" WELT 31.10.00 S. 5
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"Chinesen lassen sich zählen
Heute beginnt in China die größte Volkszählung
der Welt. ... Zehn Tage lang gehen sechs Millionen Volkszähler von
Tür zu Tür, um die detaillierten Fragebögen auszufüllen."
taz 31.10.00 S. 8
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LOKALES
Berlin:
"Polizei schützt Politikerin / SPD-Abgeordnete
von Autonomen terrorisiert
... Wie die Politikerin gestern berichtete, fühlt sie sich
bedroht, seit sie wegen ihrer gemäßigten Position zur Videoüberwachung
öffentlicher Plätze in Berlin am Sonntag, 8. Oktober, von einer
Gruppe offenbar gewaltbereiter Linksextremisten ins Visier genommen wurde.
Die Demonstranten, die teilweise vermummt waren, hätten das Mietshaus,
in dem sie wohnt, mit Ferngläsern und Videokameras überwacht.
Die Hauswand sei mit der Parole 'Big Brother - mit uns nicht, Frau
Fischer' besprüht worden. Außerdem wurden Flugblätter verteilt
mit dem Text 'Big Brother - 1. Autonomer Hausbesuch bei Heidemarie Fischer:
Jeden Schritt, den Sie tun, werden wir festhalten. Auch durch Ihre
Fenster weden wir spähen. Und Ihre Nachbarn kontrollieren wir
ebenfalls.'" MoPo 31.10.00 S. 31
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Brandenburg:
"NPD nutzt Behördenpanne / Rechtsextreme
Partei hat sich Computer des enttarnten V-Manns Carsten S. gesichert
... Die Brandenburger Sicherheitsbehörden haben offenbar
versäumt, den Computer des Rechtsextremisten, der jahrelang für
den Verfassungsschutz tätig war, sicherzustellen. ... Andererseits
hat er sich in der 'Anti-Antifa' betätigt. Im Rahmen dieser Spitzelkampagne
werden nicht nur politische Gegner ausspioniert, sondern auch Richter,
Polizisten und Journalisten. Welche Anti-Antifa-Daten Carsten S. in
seinem Computer gespeichert hat, ist unklar. Jedenfalls befindet sich das
Material nun in den Händen der NPD." Tsp 31.10.00 S. 16
"Enttarnter V-Mann: PC in NPD-Besitz / Speicher enthält vermutlich Daten über rechte Szene und ihre Gegner" MoPo 31.10.00 S. 39
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Hessen:
"Videoüberwachung ist nur ein Anlass für
Streit / Beim SPD-Parteitag stehen kontroverse Themen an
... Streit zeichnet sich auf dem Parteitag um die geplante Videoüberwachung
im öffentlichen Raum ab, die bald mit einem Modellversuch auf der
Konstablerwache in Frankfurt gestartet werden soll. OB-Kandidat Vandreike
hatte dafür plädiert, sich 'flexibel' zu zeigen und die Kameras
zuzulassen - allerdings will der Sozialdemokrat wissen, was die Polizei
gegen 'Verdrängungseffekte der Kriminalität in andere Teile der
Stadt unternehmen möchte. Das ist einzelnen Ortsvereinen zu wenig.
Dem Parteitag liegt deshalb ein Antrag vor, die Videoüberwachung grundsätzlich
abzulehnen." FR 31.10.00 S. 24
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Thüringen:
"Einblick in schwarze Listen
Thüringer Unternehmen können bei den drei Industrie-
und Handelskammern (IHK) die Namen von rund 30 000 verschuldeten Firmen
erfragen. ... ... Erfurter IHK-Hauptgeschäftsführer Gerald Grusser.
... Vor der Einsicht müssen aber Datenschutzregelungen beachtet werden,
betonte Grusser. Die Listen enthalten alle neu bei Amtsgerichten abgegebenen
eidesstattlichen Versicherungen einer Zahlungsunfähigkeit und entsprechende
Haftbefehle." ND 31.10.00 S. 10
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