Privacy Magazine - Hauptseite Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Beauftragten für Datenschutz und Akteneinsicht zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von ausgewählten Berichten der Berliner und überregionalen Presse.

 

[Weitere Ausgaben] [Zur Suche über alle bisherigen Ausgaben]
[Überblick über sonstige Veröffentlichungen zum Datenschutz] [Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen]

Ausgabe vom 3. November 2000

*

"Abhöranlage in der Westentasche / Handysicherheit: Selbst das Ausschalten der Winzlinge ist kein absoluter Schutz vor Bösewichten
... Ein besonderes Sicherheitsrisiko geht nach Angaben des Dresdner Lehrstuhlinhabers für Informations- und Kodierungstheorie, Prof. Andreas Pfitzmann, von dem Komfortmerkmal der 'automatischen Rufannahme' aus, das in vielen neuen Handymodellen integriert ist. ... 'Wenn es jemanden gelänge, extern das Mobiltelefon so zu programmieren, dass es sich auch ohne Klingelsignal freischaltet, so könnte das Handy einem Spitzel als Wanze dienen, ohne dass der Handybenutzer dies bemerkt', warnt Pfitzmann. ... 'Die Netzbetreiber müssen für sogenannte Bedarfsträger - das sind die deutschen Strafverfolgungsbehörden und Geheimdienste - Abhörschnittstellen zur Verfügung stellen. Da wäre es doch erstaunlich, wenn ausländische Geheimdienste, Wirtschaftsspione oder Mitglieder der organisierten Kriminalität nicht ebenfalls auf die Idee kommen würden, diese Schnittstellen für sich zu nutzen', meint Pfitzmann. Mittels eines IMSI-Catchers ... ist es außerdem möglich, bereits auf der Funkstrecke, Luftschnittstelle genannt, abgehende Gespräche mitzuhören. ... Eine weitere Gefahr droht den Handybesitzern durch die Möglichkeit, gezielt Bewegungs- oder Kommunikationsmuster aufzuzeichnen. ... Auch der Bundesdatenschutzbeauftragte, Dr. Joachim Jacob, warnt vor einem allzu laissezfairen Umgang mit der Technik '... Ich würde mir jedoch wünschen, die Sicherheit der Übertragungsprotokolle noch weiter zu verbessern, so etwa durch den Einsatz von Verschlüsselungsverfahren.' Kritik übte Jacob ebenso wie die Datenschutzbeauftragten der Länder an dem Vorhaben der Bundesregierung, die Speicherfrist für Verbindungsdaten von 80 Tagen auf ein halbes Jahr zu erhöhen. Durch die verlängerte Datenvorhaltung würden neue Risiken geschaffen." SZ 3.11.00 S. V 3 / 20

"Standortbestimmung / Mit dem Handy auf der Suche nach sich selbst
... der kanadische Technologie-Anbieter Cell-Loc Inc. ... testet zur Zeit verschiedene Internet-Dienste zur Standortbestimmung via Handy. ... Schon jetzt hat das neue Peilsystem Kritiker auf den Plan gerufen. Sie befürchten zu weitgehende Missbrauchsmöglichkeiten. Wem es gelingt, sich die Nutzernummer und das Passwort eines anderen zu verschaffen, der könnte jederzeit verfolgen, wo sich die Person aufhält." SZ 3.11.00 S. V 3 / 12

*

"Im Netz, da sind die Räuber / Im Internet lauern Unternehmen, Hacker und Behörden auf die Daten der Surfer
... Viele Nutzer sind sich nicht einmal bewusst, dass schon jeder Aufruf einer Internetseite Spuren hinterlässt. Neben der I.P.-Adresse werden mitunter die Version des Betriebssystems und die Adresse der vorher aufgerufenen Seite übermittelt. ... Viele Cookies erstellen ... ohne Wissen und Einverständnis des Anwenders umfangreiche Käuferprofile, ... . Findige Unternehmen lassen keine Methode aus, um an persönliche Daten der Internetnutzer heranzukommen. ... Datenschützer raten daher, nur vertrauenswürdigen Kommunikationspartnern den wahren Namen und die Postanschrift zu nennen. ... Eine weitere Gefahrenquelle lauert hinter Software, die eigenständig über das Internet kommuniziert. So sendet beispielsweise die Multimediasoftware Real-Jukebox kurzerhand Informationen über abgespielte CDs an die Konzernzentrale. ... Vor Spionageprogrammen, die sich heimlich auf dem Rechner des Nutzers einnisten, sind sämtliche Daten auf der Festplatte gefährdet. ... ... E-Mail-Überwachungssystem Carnivore. Die Schnüffelsoftware des FBI soll binnen Sekunden mehrere Millionen E-Mails auf ihren Inhalt überprüfen können." SZ 3.11.00 S. V 3 / 3

*

"BND warnt vor Krieg im Internet / Attacken auf die Infrastruktur befürchtet / Bundesregierung strebt 'ganzheitliche Sicherheitsstrategie' an
... Der Staatssekretär des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Thomas, sagte, alle staatlichen Stellen müßten 'für eine einheitliche Sicherheitsphilosophie' gewonnen werden. ... Das weitaus größte Deliktfeld sei bislang noch der Betrug mit Geldkarten, zweifellos werde sich der Betrug im 'Online-Banking' in Zukunft zum größten Deliktfeld entwickeln. ... Er wies hin auf einen stark wachsenden Markt für Verschlüsselungstechniken im Datenverkehr. ... Es seien erst ungefähr vier Prozent des privaten elektronischen Schriftverkehrs verschlüsselt; der Rest werde offen wie Postkarten versandt." FAZ 3.11.00 S. 1

"Hacker als Soldaten der Zukunft / BND: Computerangriffe sind ein Sicherheitsproblem
Die zunehmende Bedrohung des Staates und der Wirtschaft durch Angriffe auf Informations- und Kommunikationssysteme verlangt eine umfassende Sicherheitsstrategie, internationale Kooperation und verstärkte Investitionen in den Schutz öffentlicher und privater Einrichtungen. ... sagte der Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), August Hanning, auf einem Symposium zu 'Information Warfare' in Pullach. ... Uwe Thomas (SPD), Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, ... . ... sieht allerdings einen Zielkonflikt zwischen dem Schutz der Privatsphäre und der gleichzeitigen Notwendigkeit, Computerkriminalität zu bekämpfen." BerlZtg 3.11.00 S. 6

"BND-Präsident: Hacker-Soldaten werden für elektronische Kriegsführung via Internet ausgebildet" MoPo 3.11.00 S. 6

"BND: Internationale Sicherheit durch Hacker immer stärker gefährdet" WELT 3.11.00 S. 4

*

"Unterschrift ohne Tinte / Das neue Signaturgesetz soll letzte Hindernisse auf dem Weg zum grenzenlosen E-Commerce beseitigen
... Ab Anfang nächsten Jahres sollen digital unterzeichnete Dokumente solchen mit handschriftlicher Unterschrift gleichgestellt sein. ... Dann können nicht nur Geschäfte verbindlich im Internet abgeschlossen, sondern auch Steuererklärungen, Bauanträge oder andere amtliche Dokumente via Computer abgegeben werden. ... Es soll also künftig zwei Varianten von Signaturen geben: Die 'einfachen Signaturen' sind zwar dann nach EU- und deutschem Recht zulässig, aber der handschriftlichen Unterschrift nicht gleichgestellt. Sie unterliegen weiterhin der freien Beweiswürdigung der Richter. Höherwertiger stuft das Gesetz die fortgeschrittenen, so genannten 'qualifizierten elektronischen Signaturen' von akkreditierten Trustcentern ein. Sie sollen in rechtlicher Hinsicht künftig der handschriftlichen Unterschrift gleichgestellt werden und vor Gericht unbedingt als Beweis gelten." SZ 3.11.00 S. V 3 / 2

*

"Attacken auf das Sicherheitsbedürfnis / In Unternehmen wächst der Wunsch nach integrierten Lösungen
... Firmen, die ihr Geschäft über Online-Medien betreiben, müssen jederzeit damit rechnen, dass Angriffe auf Unternehmensdaten nicht oder zu spät entdeckt werden und so Millionenschäden entstehen. ... Mangel an verfügbaren und zuverlässigen Sicherheitstools besteht nicht. Was derzeit noch fehlt, ist die Integration und Interoperabilität dieser Systeme." SZ 3.11.00 S. V 3 / 23

*

"Ein Volk in der Datenbank / Die Begehrlichkeiten der Genforscher nehmen zu. Nachdem die Sequenzierung der drei Milliarden Bausteine des menschlichen Genoms fast vollendet ist, ist jetzt eine große Anzahl von Patienten notwendig, um die krankheitsauslösenden Gene zu finden
Seit gut drei Jahren wird jetzt schon in Island darum gestritten, ob die Regierung das Recht hat, das Erbgut ihrer Untertanen zur kommerziellen Auswertung an die Pharmaindustrie zu verkaufen. ... Isländer, die nicht in die Datenbank aufgenommen werden möchten, müssen dies ausdrücklich schriftlich untersagen. ... Ein noch weitaus größeres Projekt hat jetzt die Regierung von Estland in Angriff genommen. Die genetischen Daten aller 1,5 Millionen Esten sollen in einer Datenbank gespeichert werden. ... ... schreiben in den USA die Richtlinien ... vor, dass Spender, die ihre DNA für die Wissenschaft zur Verfügung stellen, darüber aufgeklärt werden müssen, für welche Forschungsvorhaben sie benutzt werden sollen. Eine darüber hinausgehende Verwendung ist aber zulässig, wenn die Anonymität gesichert ist. ... Nicht bedacht wird dabei jedoch, dass eine Anonymisierung des genetischen Materials so gut wie nicht durchführbar ist. Denn mit Hilfe einer genetischen Analyse oder eines 'genetischen Fingerabdrucks', wie er zum Beispiel bei der Aufklärung von Straftaten eingesetzt wird, ist eine eindeutige Zuordnung des Erbmaterials zu einer Person möglich." taz 3.11.00 S. 17

*

"Es gilt: Gesicht zeigen! / Thorsten Heise ist bekennender Rechtsextremist. Als die taz ihn im Sommer dieses Jahres mit 21 weiteren Drahtziehern der rechten Szene auf dem Titel abbildet, klagt er dagegen. Das OLG Braunschweig gibt der taz nun Recht. Die Urteilsbegründung dokumentieren wir gern
... Der Heise stellt sich mit seinem politischen Wirken fortdauernd selbst in das Licht der Öffentlichkeit und muss daher auch hinnehmen, dass man sich mit seiner Person wiederholt öffentlich auseinandersetzt. ... Alles in allem muss die auf ihn bezogene Anprangerungswirkung deshalb im Licht der Meinungs- und Pressefreiheit völlig anders bewertet werden als die vom OLG Jena in seiner Entscheidung vom 16. August 2000 - 3 W 486/00 - beanstandete Anprangerung eines Gewerkschafters, dessen Bild Rechtsradikale ins Internet gestellt hatten, um ihn (...) als politischen Gegner zu individualisieren und - verdeckt - der Verfolgung durch seine politischen Gegner preiszugeben. Aktenzeichen: Beschluss des OLG Braunschweig 2 W 241 + 242/00 vom 18. Oktober 2000." taz 3.11.00 S. 6

*

"Die USA greifen durch / Die US-Steuerbehörde will steuerflüchtige Bürger aufspüren. Die Folgen sind auch in Europa zu spüren.
... Die neuen Regeln können sich auch auf deutsche Anleger auswirken. ... wenn sie ihr Erspartes in Steueroasen verstecken. ... die US-Vorschriften könnten das Bankgeheimnis in Europa aushebeln, befürchten Experten." HB 3.11.00 S. 4

*

"8,5 Millionen Bürger lasen ihre Stasi-Akte / Birthler will Archive offen halten
... Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit einer Diktatur dürfe nicht unterdrückt weden, sagte Birthler am Donnerstagabend anlässlich der Eröffnung der Ausstellung 'geteilt-vereint-gefunden'." Tsp 3.11.00 S. 12

*