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Datenschleuder Roadmap...

von Tom Lazar

Nach langen, teilweise heftigen Diskussionen stand es also fest: die gedruckte Version der Datenschleuder wird so schnell nicht sterben. Dem Hauptargument gegen die Printversion, nämlich, daß diese das Entstehen einer dringend benötigten Online-Version im Weg stünde, konnte nur auf einer einzigen Art und Weise begegnet werden. Ein kurzer Blick hinter die Kulissen...

Indem die Printversion von einer "dummen" QuarkXPress Datei in ein strukturiertes SGML-basiertes Dokument überführt wurde, stellt sie nunmehr kein "Klotz am Bein" dar; weder müssen manuelle "Copy & Paste"-Orgien dafür sorgen, daß das Layout-Dokument seine Artikel für ein HTML-Dokument preisgibt, noch müssen die kärglich formatierten Inhalte eines Online-Redaktionssystemes mühselig und einzeln fürs DTP umgesetzt werden.

Common Ground: XML

Die erste Entscheidung fiel nicht schwer: Grundstock für die Lösung sollte XML sein. Offen, ASCII-basiert, W3C-gesegnet und mittlerweile auch schon praxiserprobt stellt es das ideale Rohmatieral für strukturierte Dokumente dar. Alles was ein Redakteur braucht, um einen Artikel zu schreiben ist ein ASCII-fähiger Editor., wie z.b. vi. Mittels einer sog. Document Type Definition (DTD) und einem XML-fähigen Editor kann er/sie die Redaktion sogar besonders erfreuen: ein auf diese Art und Weise erstellter Artikel kann dann garantiert 1:1 importiert werden und bedarf so gut wie keiner weiteren Nachbearbeitung für das Layout. Für die Redaktion selbst muß es dann aber doch noch eine Nummer größer sein. Schließlich kann man sich über QuarkXPress totärgern wie man will: ordentlich layouten kann man damit auf jeden Fall und die oft umständliche Bedienung hat überwiegend den Vorteil "idiotensicher" zu sein.

One Source for all

So sieht die neue Datenschleuder jetzt "unter der Haube" aus

Ein Programm, das diese Layoutanforderungen zumindest in ähnlichem Maße erfüllt und zu-dem auch bereits seit 1992 auf dem Markt ist, heißt FrameMaker und gehört mittlerweile Adobe, den Machern von PDF und Photoshop.

In der Version "6.0+SGML" ist es auch in der Lage, strukturierte Dokumente zu verarbeiten. Das proprietäre und zudem binäre ".fm"-Format läßt sich aber immerhin "auf Knopfdruck" in XML abspeichern. Dadurch gehen zwar Layoutinformationen der Druckversion verloren, aber die interessieren die Webapplikation ja auch nicht. Auch für das DTD-Pendant "Element Definition Document" (EDD) existiert eine Exportfunktion zum W3C-genehmen Format. Auf Basis dieser DTD ist dann auch, wie gesagt, der Import von Artikeln etc., die nicht mit FrameMaker erstellt wurden möglich.

Auf die Struktur kommt es an...

DTD alá Adobe: das "Element Definition Document", Herzstück der neuen Datenschleuder.

Nachdem das "Mastertool" also feststand, kam es auf die Erarbeitung einer entsprechenden Struktur an. Für Elemente wie Artikel, News-Items oder Leserzuschriften wurden entsprechende Definitionen erzeugt und eine Rohversion einer exemplarischen Datenschleuder angelegt.

... aber Form schlägt Inhalt 4:1

In diesem Stadium hätte also ohne weiteres als nächstes ein entsprechendes Redaktionssystem und sog. stylesheets (XSL) erstellt werden können, mit denen diese jetzt strukturierten Rohdaten in HTML, PDF, ASCII etc. exportiert werden könnten. Aber Grundgedanke der ganzen Aktion war ja, die Printversion der Datenschleuder über die neuen Anforderungen des Online-Publishings hinweg zu retten. Als nächstes stand also an, aus den achsofein strukturierten Daten mittels Formatanweisungen innerhalb der DTD etwas zu kreieren, das zumindest annähernd dem bisherigen Erscheinungsbild der Datenschleuder ähnlich sah. Bei der Gelegenheit stellte ich dann auch prompt fest, daß QuarkXPress doch garnicht sooo scheiße ist, was das Layout betrifft (besonders Grafik-Import und so Nebensächlichkeiten wie tastaturgesteuertes Zoomen im Dokument oder funktionierende Template-Verwaltung). Aber die Entscheidung war gefällt und wenn man sich erstmal in die Denkweise von Leuten hineinversetzt, die Handbücher für Boeing und NASA schreiben, dann macht das eine oder andere bei FrameMaker sogar auf obskure Art und Weise äh, Sinn.

Roadmap

Bis jetzt war das ganze nur ein Haufen Arbeit ohne erkennbare Unterschiede. (Obwohl: das Eingeben und Editieren von Artikeln ist viel komfortabler geworden: um Fußnoten, Lauftitel etc. kümmern sich jetzt FrameMaker und die EDD). Aber der erste Schritt ist getan. Und auch nicht schlecht: die Erfahrungen mit dem Aufbau des (selbstverständlich XML-basierten) Webservers für den 17C3 können dann direkt in die Online-Version der Datenschleuder einfließen. Irgendwann 2001...

 

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