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Public Eye



Feminetzmus: Frauennetzwerke

Referentin: Nina Corda (mdma@stylepolice.de)

"haecksen, 'new media'- frauen, geek girls, nerdettes.. beginnen sich auf verschiedenen ebenen (und mit unterschiedlichen zielsetzungen) zu vernetzen. diese netzwerk-ideen vorzustellen und gemeinsamkeiten zu finden, die zu einem grösseren netz führen können/sollen, ist die intention dieser diskussionsrunde, ua mit frauen von webgrrls, fts und evtl. old boys netzwork (angefragt)." (Ankündigungstext v. Nina)

Einen Haecksencenter gab es auf diesem Congress nicht. Dafür eine Besser-Wisser-Freie-Zone (BWFZ), in der auch dieser Workshop stattfinden sollte. Das klappte aber nicht ganz, denn ein paar Besserwissis wollten sich einfach nicht aus der Zone vertreiben lassen. Zunächst. Danach gab's Sekt, und dann ging's los.

Vorgestellt wurden vor allem zwei Feminetze, in denen sich chaosnahe Grrls verbündeln können und (vielleicht) sollten:

1. Aus einem Chaostreff in Bremen heraus hat sich ein Kreis von ca. 25 Frauen und 3 Männern gebildet, die vor allem die Vernetzung von Frauen innerhalb des CCC fördern wollen. Angedacht sind z.B. eine Knowledge-Base im Internet und regelmäßige Treffen IRL. (Kontakt über Nina)

2. Die Webgrrls gibt es in Deutschland seit 1997 (nach 1995 in den USA gegründetem Vorbild). Sie bezeichnen sich selbst als "Frauen in den Neuen Medien," und ihr Netzwerk soll ein Forum bieten für Wissenstransfer, Erfahrungsaustausch, Jobvermittlung, Entwicklung von Geschäftsideen und Weiterbildung.

Die Webgrrls treffen sich virtuell via Mailinglisten und regelmäßig in Regionalgruppen. Frei nach dem Motto: Geben und Nehmen. Ihr ursprüngliches Ziel war vor allem, zu erreichen, dass frau sich mit Internet auskennt. Doch heute, in Zeiten, wo viele Frauen schon mehr über das Internet wissen als mancher Ex-Tennisstar, z.B., daß es nicht nur genügt, rein zu kommen, nun, da stehen plötzlich auch die Webgrrls vor dem Problem der Neudefinition ihrer "einstigen" Ziele. Aber solche Prozesse bringen ja auch Gutes mit sich. Z.B. wird auch hier, bei dem Webgrrls, eine Knowledge-Database angedacht, und auch die Jobbörse läuft gut.

Alles in allem will frau sich hier stärker als bisher auf die Interessen der Frauen einsetzen, die aktiv an der Gestaltung des Internet mitwirken (wollen), zB. als Programmiererin, Marketingspezialistin, Geschäftsführerin, Anwenderin, Entwicklerin, Profi oder Anfängerin.

Zu dem Workshop Cyberfeminismus liegt uns leider kein Bericht vor. Sowohl zu diesem Thema als auch zu den Hintergründen der BWFZ-Geschichte und anderen, in dem Feminetzwerk-WS angesprochenen Themen, sei auf folgende Links als Einstieg verwiesen:

CCC Women Were Odd Men Out (Steve Kettmann, 30.12.1999, in Wired)

Alice im Cyberspace: Netzpolitik im weitesten Sinne... (Rena Tangens, 07.01.2000, in Telepolis)


persönlicher Kommentar:

Zu dem Chaos vor dem Feminetzmus-WS will ich nicht Stellung für oder gegen jemanden beziehen. Ich schätze Ninas Engagement sehr und halte die Feminetzwerk-Sache für sehr gut und wichtig - muß aber auch sagen, dass ich prinzipielle Ausgrenzungen bestimmter Gruppen -wie hier im Fall anderer, ebenfalls an dem Workshop interessierter Jungs/Männer- für problematisch und auch nicht förderlich halte, und glaube, dass frau das Raumproblem im Vorfeld hätte anders lösen können. Nichtsdestotrotz kann ich Ninas Verärgerung auf die Reaktion bzw. anfängliche Nicht-Reaktion der "BWFZ-Besetzer" verstehen.

Die Veranstaltung war recht gut besucht (ca. 32 Haecksen). Und generell schienen sich in diesem Jahr auch verhältnismäßig mehr Frauen auf dem Congress zu tummeln als in den Vorjahren. (nika)